Identitätsorientierte Psychotraumatheorie (IoPT):

Mit der Anliegenmethode nach Ruppert Schritt für Schritt zu sich selbst finden 

Die Kopf­haut juckt, die Augen bren­nen, die Nase läuft und die Ohren pfei­fen. Der Magen rebel­liert, das Herz rast, die Knie schmer­zen oder die Füße sind geschwol­len … So oder ähn­lich kann sich der Kör­per anfüh­len. Man­che die­ser Emp­fin­dun­gen sind nur vor­über­ge­hend und nach­voll­zieh­bar. Andere beglei­ten uns unser gan­zes Leben lang. Unser Kör­per gibt uns meist ein­deu­tige Signale. Aber warum ist das so und wie kann ich sie erken­nen?

Auslöser für Symptome kann ein psychisches Trauma sein 

Ein Trauma kann ent­ste­hen, wenn ein Mensch einer ihn mas­siv über­for­dern­den Situa­tion aus­ge­setzt ist, die ihm als eine große Bedro­hung erscheint und mit gro­ßer Angst ein­her­geht. Es kommt zu einer star­ken Stress­re­ak­tion. Die mensch­li­che Psy­che spal­tet diese Erfah­rung jetzt ab, um sie aus dem Bewusst­sein fern­zu­hal­ten. Die Spal­tung bleibt auch danach bestehen, um die Psy­che vor den über­wäl­ti­gen­den Gefüh­len zu schützen.

Was passiert mit dem Körper durch ein psychisches Trauma?

Damit die Gefühle nicht mehr an die Ober­flä­che kom­men, ent­ste­hen soge­nannte Anteile, die sich wie eine Decke über die Emp­fin­dun­gen legen. Doch die­ser Mecha­nis­mus erfor­dert Ener­gie. Ener­gie, die man­che Men­schen nicht stän­dig auf­brin­gen kön­nen. Ein nicht ver­ar­bei­te­tes Trauma stellt zudem einen kon­stan­ten Unru­he­herd für die Psy­che dar – ohne dass dies von der Per­son bewusst als sol­ches wahr­ge­nom­men wird. Jeder Mensch mit unge­lös­ten Lebens­fra­gen kann betrof­fen sein.

Kör­per­li­che Anzei­chen dafür kön­nen sein:

  • Depres­sion,
  • Burn-out,
  • chro­ni­sche Schmerzen,
  • Herz­er­kran­kun­gen,
  • Haut­er­kran­kun­gen,
  • Rücken- und Gelenkschmerzen,

 

  • Schlaf­stö­run­gen,
  • Lern- und Konzentrationsschwierigkeiten,
  • Erfolg­lo­sig­keit,
  • Bezie­hungs­pro­bleme,
  • Panik­at­ta­cken und vie­les mehr.

 

Die meis­ten trau­ma­ti­sier­ten Men­schen ver­su­chen das „nor­male“ Leben auf­recht­zu­er­hal­ten und funk­tio­nie­ren wei­ter … bis es viel­leicht irgend­wann nicht mehr geht.

Eine mögliche Lösung: die Anliegenmethode nach Prof. Dr. Franz Ruppert

Je mehr wir den Zusam­men­hang zwi­schen den Reak­tio­nen unse­res Kör­pers und den aus­lö­sen­den Ursa­chen erken­nen, umso bes­ser kön­nen wir ihn darin unter­stüt­zen, sich wie­der gut zu füh­len. Ver­ste­hen wir die Ursa­chen nicht, kann es sein, dass wir fal­sche Maß­nah­men ergrei­fen. Um also gut mit unse­rem Kör­per umge­hen zu kön­nen, brau­chen wir das Wis­sen über ursäch­li­che Zusam­men­hänge und die Bereit­schaft, auf die Signale des Kör­pers zu hören. Die Arbeit mit der Anlie­gen­me­thode nach Prof. Dr. Franz Rup­pert ist dabei eine the­ra­peu­ti­sche Option.

Worum geht es in der Anliegenmethode? 

Die Anlie­gen­me­thode ermög­licht eine schritt­weise Aus­ein­an­der­set­zung mit trau­ma­ti­schen Lebens­er­eig­nis­sen und ver­wi­ckel­ten Bezie­hun­gen. In der Arbeit geht es um die Klä­rung von unter­schied­li­chen Fra­gen, zum Beispiel:

  • Wer bin ich und was will ich?
  • Was nehme ich als Belas­tung in mei­nem Leben wahr?
  • Wer bin ich abseits von Beruf, Fami­lie, Bezie­hun­gen oder kör­per­li­chen Symptomen?
  • Was zeich­net mich aus?
  • Wie kann ich ein Selbst­be­wusst­sein auf­bauen und mei­nen freien Wil­len weiterentwickeln?
  • Wie kann ich meine Bezie­hung zu Men­schen posi­tiv verändern?

Das jewei­lige Anlie­gen stellt die Fra­ge­stel­lung dar, mit der sich die Per­son aus­ein­an­der­set­zen möchte, um sich so per­sön­lich wei­ter­zu­ent­wi­ckeln. Das Anlie­gen wird gezielt und ein­fach for­mu­liert, damit wir einen kla­ren Fokus haben.

Wie funktioniert die Anliegenmethode nach Ruppert genau?

Die Per­son, die the­ra­peu­tisch etwas für sich errei­chen möchte, über­legt sich zuerst ihr Anlie­gen. Ist die­ses Anlie­gen klar, wird es für alle bei der The­ra­pie Anwe­sen­den offen auf­ge­schrie­ben oder als Platz­hal­ter am Boden ver­an­kert und erneut durch­dacht. Nun steht die Grund­lage für den wei­te­ren Selbstbegegnungsprozess.

Die Per­son sucht sich nun ein ers­tes für sie wich­ti­ges Wort aus die­sem Anlie­gen­satz her­aus und bit­tet eine anwe­sende Per­son die auf­kom­men­den Gedan­ken dazu laut mit­zu­tei­len. Es sind sowohl Grup­pen­sit­zun­gen als auch Ein­zel­set­tings möglich.

Oft tau­chen durch die Worte ver­drängte Ereig­nisse aus der Ver­gan­gen­heit auf. Es kann bewusst Kon­takt dazu auf­ge­nom­men wer­den und durch den emo­tio­na­len Umgang damit, kön­nen Ver­än­de­rungs­pro­zess in der Psy­che statt­fin­den. Bis­he­rige Über­le­bens­stra­te­gien kön­nen hin­fäl­lig wer­den und gesunde psy­chi­sche Struk­tu­ren mehr Raum bekom­men. Die trau­ma­ti­schen Lebens­er­fah­run­gen kön­nen behut­sam und im eige­nen Tempo inte­griert werden.

Es ist wichtig, dem eigenen Körper nicht gleichgültig gegenüberzustehen. Er ist unser Freund, der sein Bestmögliches für uns tut, wenn wir seine Grundbedürfnisse beachten. 

Prof. Dr. Franz Rup­pert aus „Mein Kör­per, mein Trauma, mein Ich“